„In meiner künstlerischen Arbeit spielen Räume im engeren und weiteren Sinn eine bedeutende Rolle. Sie werden über unterschiedliche Verfahren gebaut, verändert, analysiert und untereinander in Beziehung gesetzt“ sagt Schrattenthaler. „Vergangenes wird aufgegriffen und zeitlich in neuem Zusammenhang konserviert, Altbekanntes durch Reduktion auf das Wesentliche in einen neuen Blickwinkel gesetzt.“ Wie schon mit seiner spektakulären Holzrampe, die 2013 einen ungewohnten Zugang zur Oechsner Galerie durch die Fensterfront schuf, verknüpft der Künstler erneut den sozialen Raum mit einer real gebauten Installation zu einem ganzheitlichen Gefüge.
210 mit Stoff bespannte Keilrahmen bilden einen zylindrischen, fast raumhohen Körper, der betreten werden kann: Die Installation „THE CROWD“ besticht zunächst durch den ästhetischen Reiz des Farbspiels und ihre pure Größe. Ihre eigentliche Wirkung entfaltet sie im physischen Wechselspiel mit dem Betrachter. Michael Schrattenthaler hat durch die Verwendung ausgemusterter Kleidungsstücke eine Art Querschnitt der Gesellschaft, ein „Gegenüber“ in Form personifizierter Farbtafeln geschaffen. Es entstehen Fragen nach der Wahrnehmung des Individuums, der eigenen Position als Teil einer Gruppe, nach Gegensätzen wie Zugehörigkeit oder Ausgeschlossensein, Nähe oder Distanz, Auseinandersetzung oder Flucht.