„Dass irgendwann Text in die Malerei von Ben Hübsch finden würde, war vielleicht nur eine Frage der Zeit. Nicht als Collage wie im Dadaismus oder als Konkrete Poesie, nicht als Slogan wie bei Jenny Holzer oder als Medium der Zeit wie bei Hanne Darboven, sondern als Versuch einer Begegnung von Schrift und Bild auf Augenhöhe. Als Einladung zum inspirierenden Miteinanderabhängen von Form und Inhalt. Und als Bestätigung, dass eine malerische Untersuchung des abstrakten Systems Sprache nicht zwangsläufig zum Verlust von Visualität führt, sondern manchmal auch zum Gegenteil.
Eines der frühesten Textbilder von Ben Hübsch war ein schlichtes, ungewohnt zurückhaltendes, geradezu ernstes Großformat mit der Aufforderung DON’T TALK (B632), in schwarzen Lettern gemalt auf weißem Grund, gerahmt von einer feinen Linie in Rot. 2019, kurz vor Beginn der Corona-Pandemie hing es in der Ausstellung „Andiamo“ in der Oechsner Galerie, umgeben von Hübschs farbintensiven Erkundungen der Malerei auf der Grenze zwischen der geometrischen Abstraktion der Fläche und einem virtuellen Naturalismus des Raumes. DON’T TALK – das Schweigegebot kam nicht von ungefähr, denn ab jetzt redeten die Bilder.
Mittlerweile haben sie das Sprechen gelernt. Und sie tun es mit einer Begeisterung, die etwas Spielerisches hat. Bemerkenswert ist der Hang dieser jüngsten Schriftbilder zur Camouflage. Sie tarnen ihre Botschaften, verweigern die klare Kommunikation und leuchten dabei dennoch wie Signale. Fast könnte man vom Phänomen des weißen Elefanten sprechen, in ziemlich buntem Gewand, der mit aller Macht Raum verdrängt, und dennoch nicht gesehen wird, weil die Menschen ihn nicht sehen wollen. Wer ist dieser weiße Elefant, den Ben Hübsch hier angeleint hat?“?
Dietrich Roeschmann, Artline Kunstmagazin/artline.org