Es sind, wie seit jeher in Gisela Kleinleins Werk, einfache, meist zweckgebundene Materialien, die zum Einsatz kommen. Diese sind im Vergleich zu frühen Arbeiten fragiler, leichter. Anstelle von Holz, Beton, Stahl treten Styropor, Schnur, Papier. Durch Schichtung, Reihung und Addition entwickelt die Künstlerin Strukturen und Gebilde, die sich eindeutiger Definition verweigern. Die frei im Raum stehende Styroporplatten gleichen einem Labyrinth. Aus Papierschnur gefertigte Geflechte, die sich auf Ecken und Kanten niederlassen und dort abzuhängen scheinen, erinnern an Häkel- und Platzdeckchen. Ein merkwürdiges Bild, das beim Betrachter eigene Assoziationen herausfordert.
Ein ebensolches Spiel mit Sichtweisen und Empfindungen erlaubt die zweite raumbezogene Arbeit. Unzählige Schlaufen aus geschnittenen DinA4-Papieren bilden, auf Aluminiumstangen über- und nebeneinander geschlungen, ein Gewebe, ein wogendes dreidimensionales Bild vor der Wand. Es scheint, als könne man es verschieben, wie eine Gardine aufziehen, um den Blick auf das Dahinter freizulegen.
Die Geschichten, die uns die Künstlerin erzählen könnte, lassen sich erahnen - doch wir müssen sie uns selbst erzählen. So wie der Ausstellungstitel "chill" sich nicht eindeutig dechiffrieren lässt, bleibt auch den Werken ihr eigenes Geheimnis.