Der Titel der Ausstellung von Susanne Becher, Mirka Farabegoli und Markus Putze stellt eine Frage und formt auf sprachlicher Ebene ein Bild, das für die Situation des Künstlers in heutiger Zeit steht. Zugleich stellt der Titel eine verbindende Klammer dar, die das jeweilige Werk der drei Künstler in Verschiedenartigkeit und zugleich Einzigartigkeit zusammenbindet. Dies zeichnet sich durch den poetischen Zugang zur Kunst aus, jedes mit seinem eigenen Schwerpunkt. „Ich denke schon ewig darüber nach, was Kunst ist, und wer und was ein Künstler ist usw. In den letzten Jahren hat sich für mich eine Qualität der Kunst in den Vordergrund geschoben, die ich für wichtig halte: die Poesie! Ich glaube es ist wichtig, Kunst nicht auf ihre gesellschaftliche Funktion (oder irgend eine andere Funktion) zu beschränken! Gute Kunst wird getragen von Individuen. Die Kunst kommt zum Vorschein, weil sie dies muss. Darin liegt ihre Funktion. Darin liegt ihre Berechtigung und ihre Qualität! Aus existentieller Notwendigkeit geborene Erscheinungen……“
(Markus Putze im Oktober 2015)
Susanne Becher, geb. 1982 in Ilmenau:
Susanne Becher studierte bis 2011 an der Bauhaus Universität Weimar. Ihre skulpturalen Arbeiten entstehen meist aus Ton und werden im Raum zu installativen Präsentationen verbunden. Der spielerische Umgang mit dem Material bildet die Grundlage ihres sensiblen Zugriffs auf die Welt. Essentieller Teil des Arbeitsprozesses ist die experimentelle Verwendung der Materialien: Eine Vielzahl von Glasuren wird verwendet und mit zu hohen oder zu niedrigen Temperaturen gebrannt. Ein bewußtes Arbeiten gegen die handwerklichen Regeln lotet den Spielraum aus zwischen dem Zwang zur Form und dem Beharren auf künstlerische Spontaneität.Im Verborgenen des Brennofens konfiguriert sich ein Ergebnis zu unverrückbarer Gestalt, das so nicht vorhersehbar war. Das Schöpferische als das Universelle kristallisiert sich heraus, schlägt eine Brücke zwischen Form und Inhalt, und gibt uns, dem Betrachter, ein Bild vom Menschen, mit dem wir umgehen müssen.
Mirka Farabegoli, geb. 1983 in Leeuwarden (Niederlande):
Mirka Farabegoli schloss ihr Kunststudium an der Arnheim Art Academy ArtEZ ab und arbeitet auf dem Feld der Zeichnung und der Druckgraphik. Großformatige Zeichnungen und Aquatinta-Radierungen werden nicht selten übertragen und ausgebaut zu raumfüllenden Wandbildern und Installationen. Ihr spezielles Interesse gilt den verschiedenen Möglichkeiten des Crossovers aus Zeichnung und Druck. Das Inhaltliche der Arbeit Mirka Farabegolis kann beschrieben werden als die Suche nach dem Mythischen und Verborgenen in der uns umgebenden Alltagswelt. Dabei mischt die niederländische Künstlerin Rituale und Glaubensauffassungen aus verschiedenartigsten Orten und Zeiten. Mythische Figuren aus allen Teilen der Welt mischen sich mit Fußballspielern, Bilder aus den Nachrichten und andere alltägliche Bildwelten verschmelzen, um eine neue Art von Zwischenwelt zu erschaffen, "... eine Welt, in der Geister, Menschen und die Halbtoten in einem gemeinsamen, bunten Haus zusammenleben wie Brüder.“ (Inge Polet, Kuratoin, Gallerie Plaatsmaken, Arnheim)
Markus Putze, geb. 1969 in Kulmbach:
Markus Putzes neue Arbeiten entwickeln sich aus einem organischen Bildverständnis, das den grundlegenden Prozessen des Werdens und Vergehens ausgesetzt ist.Ein langsames Wachsen und Schichten der Linien, Farben und Formen kennzeichnet den Arbeitsprozess. Dabei reagiert er auf Einflüsse von innen und außen: „Der Sitz der Seele ist da, wo sich Innenwelt und Außenwelt berühren. Wo sie sich durchdringen – ist er in jedem Punkte der Durchdringung.“ (Novalis)Das Ergebnis dieses halb unbewussten, halb gesteuerten Wachstumsprozesses ist ein ambivalentes Panorama von Lesbarem und Undeutbarem, Helligkeit und Dunkelheit, Abgrund und Zuversicht.