Das Regelwerk, das sich der Zeichner auferlegt hatte, musste angepasst werden. Die Linien dürfen sich nun berühren und schneiden, ja mehr noch, sie füllen die ganze Fläche. Doch sind das überhaupt noch Linien? Gerhard Mayer nimmt mit dem Pinsel stets zwei unterschiedliche Farben auf, die beim Ziehen der Linien entlang der Schablonenkante so ineinander übergehen, dass sich ein plastischer Effekt einstellt. Wir sehen elegant geschwungene Stränge, wir nehmen ein wahlweise konkaves oder konvexes Relief wahr. Verglichen mit den Zeichnungen hat sich die Raumhaltigkeit potenziert. Der Illusionismus einiger dieser Bilder grenzt an die herrschende 3-D-Euphorie des Kinos. Virtuelle Räume scheinen sich zu öffnen, von Licht aus unterschiedlichsten Quellen durchflutet, das die Bühne des Bildes dramatisch ausleuchtet. Einige der Elemente strahlen aus sich heraus, andere werden von vorne, hinten oder von der Seite illuminiert. Zum Eindruck des Unwirklichen, Halluzinatorischen tragen wesentlich die Farben bei, die synthetisch und so unvertraut wirken, als kämen sie aus einer fernen Zukunft, Farben wie von einem anderen Planeten, nicht für die Augen von Menschen bestimmt. Gerhard Mayers Elliptictal Paintings setzen mit anderen Mitteln sein paradoxes Projekt fort, Bilder des Unanschaulichen zu schaffen. Bilder als Analogon zu dem, was sich im Mikro- wie Makrokosmos unseren Sinnen entzieht. Die Hybris dieses Unterfangens legt sich als Glanz über die Kunst von Gerhard Mayer. (Dr. Thomas Heyden, Neues Museum Nürnberg)